Archive for category Taekkyon

neues Buch erschienen

Das erste Taekkyon-Buch auf deutscher Sprache:

“Taekkyon – Wie Wasser und Wind”

Autor: Hendrik Rubbeling
ISBN 978-3-00-047111-7
256 Seiten, über 50 teils farbige Fotos und Abbildungen
Preis: 16 €
Versandkostenpauschale: 3 €

Inhalt: Das Buch beschreibt die Geschichte und die Techniken der koreanischen Kampfkunst Taekkyon (seit 2011 UNESCO Weltkulturerbe). Der Leser wird in eine exotische und kaum bekannte Kampfkunst-Welt mitgenommen, über die so noch nie erzählt wurde. Einige historische Quellen wurden erstmals auf deutsch übersetzt. Auch Aktive anderer koreanischer Kampfkünste erfahren Hintergründe, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Besonders umfangreich wird auch auf Taekwondo (WTF) und Taekwon-do (ITF) eingegangen.

Mehr Informationen finden Sie hier.

 

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historische Erwähnung aus dem 19. Jahrhundert entdeckt

Bisher war “Korean Games” von Stewart Cullin das einzige bekannte historische nicht-koreanische Dokument aus dem 19. Jahrhundert, das Taekkyon erwähnt.

Jean-Sébastien Bressy und sein Schüler C.-E. Veillard haben nun in diesem Monat ein weiteres solches Dokument entdeckt. Das “DICTIONNAIRE COREEN-FRANCAIS” von C. Lévy erschien 1880 und ist somit sogar noch 15 Jahre älter als “Korean Games”. Dieses Wörterbuch wurde von einem französischen Missionar geschrieben und beinhaltet folgenden Eintrag zu Taekkyon:

Taekkyon in einem alten französischen Wörterbuch

“Taekkyon” in einem alten französischen Wörterbuch

Der französische Originaltext kann folgendermaßen übersetzt werden:

“Ein Kinderspiel, bei dem man mit dem Fuß oder der Hand Angriffe des Gegners, die ebenfalls mit dem Fuß oder der Hand ausgeführt werden, abwehrt; battre de la semelle, jouer de la savate. (Original: “Jeu des enfants, qui consiste à parer, avec le pied ou la main, le coup que porte l’adversaire également avec le pied ou la main ; battre de la semelle, jouer de la savate.”.)

Battre de la semelle war ein französisches Kinderspiel, das Kinder machten, um sich im Winter aufzuwärmen. Dabei schlug man seine Füße rhythmisch gegeneinander. Jouer de la savate bezeichnet das gleiche Spiel und nicht etwa das französische Kickboxen. Semelle bedeutet soviel wie “Schuhsohle”, savate bedeutet “alter Schuh” oder “alter Pantoffel”.

Die beiden französischen Spiele sind durch ein Komma getrennt, was in diesem Wörterbuch immer bedeutet, dass sich die beiden Dinge sehr ähnlich sind. Zwischen der Beschreibung des Taekkyon und den beiden Spielen steht jedoch ein Semikolon. Dies bedeutet in diesem Wörterbuch, dass das eine Ding (Taekkyon) mit dem anderen Ding nur grob vergleichbar ist.

“Htăik-kyen-ha-ta” bedeutet “Taekkyon machen”. Das “ă” in “Htăik-kyen” wurde damals im koreanischen Alphabet durch einen Punkt unter dem T widergegeben, dieser Buchstabe ist heute nicht mehr in Gebrauch.

Außerdem ist in diesem Wörterbuch auch ein Eintrag zum koreanischen Ringen “Ssireum” enthalten.

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Erste deutsche Danprüfung

Vier Deutsche bestehen Prüfung zum 1. Dan

Am 9. Juni fand in Hamburg die erste deutsche Danprüfung im Taekkyon statt. Es war gleichzeitig die erste Prüfung zum 1. Dan in ganz Europa, ein historisch durchaus erinnerungswürdiges Ereignis. Die neuen Danträger (Yudanja) stammen aus Mannheim, Offenbach, Wolfenbüttel und Lübeck. Prüfer waren die beiden Franzosen Jean-Sébastien Bressy (4. Dan) und Guillaume Pinot (4. Dan), die die Prüfung im Namen des World Taekkyon Headquarters (Korea Taekkyon Federation) abnahmen.

Als Trainer bin ich unbeschreiblich stolz auf meine Schüler, nochmals herzlichen Glückwunsch! Sie gehören zu den ganz wenigen nicht-koreanischen Taekkyon-kkun, die außerhalb Koreas bis zu diesem Level gekommen sind.

Mit dem 1. Dan hat man die Grundlagen erlernt, nun geht der Weg erst richtig los. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass die neuen Taekkyon-Lehrer Ihrerseits eine Taekkyon-Gruppe aufbauen und ihre Schüler bis zum 1. Dan bringen – mindestens :-) In jedem Fall werden wir noch viel Spaß zusammen auf der Matte haben!

Die Fotos zeigen die neuen Yudanja im Cheollik (Gewand) für den 1. bzw. 2. Dan sowie meine Wenigkeit. Von links nach rechts:

1. Foto: Martin Sontheim (Mannheim), Andreas John (Offenbach), Maik Löhr (Wolfenbüttel), Hendrik Rubbeling. 2. Foto: Jonas Friehold (Lübeck), Hendrik Rubbeling

Die ersten deutschen Danträger

Die ersten deutschen Danträger

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Was für ein Wochenende

Drei koreanische Taekkyon-Meister haben es uns gezeigt! Am vergangenen Samstag und Sonntag (7. und 8. Juli) lehrten sie uns in Wolfenbüttel, was wir alles aus uns rausholen können. Ausrichter war der Yong-Verein. Ich bin seit 13 Jahren beim Taekkyon dabei, aber die drei haben wiedermal einige Lichter bei mir aufgehen lassen. Die drei, das waren

  1. Seo Jung-woo
  2. An Hyeong-su
  3. Yu Sang-geun

Begleitet wurden sie von Jean-Sébastien Bressy, dem Leiter des Europäischen Taekkyon Headquarters.

Einige Videos haben wir auf unserem Youtube-Kanal veröffentlicht: Videos vom Seminar

Die drei Koreaner haben an der Universität Yongin Taekkyon als Hauptfach studiert und konnten bereits auf nationaler Ebene viele Turniere gewinnen.

Dementsprechend stand Wettkampf im Vordergrund des Seminars, der anders als in vielen anderen traditionellen asiatischen Kampfarten im Taekkyon eine jahrhundertelange Tradition hat. So trainierten die insgesamt 26 Teilnehmer Grundtechniken und Kombinationen. Jeder der drei zeigte uns seine Ju-teuk-gi, das sind Techniken, auf die sie besonders spezialisiert sind: Kombinationen aus Fußfegern, tiefen Tritten, Würfen und hohen Tritten, je nach dem als Angriff oder als Konter.

Am Ende jeden Tages ging es dann auf die Matte. Wir setzten uns im Kreis um die Kampffläche und jeder durfte einen anderen herausfordern. Zunächst begannen wir mit dem Spiel Baldeung-Geori, eine Art Fußtreten. Dabei übt man den Taekkyon-Grundschritt Pumbalkki. Dann ging es weiter mit Wettkampf, bei dem nur Fußfeger und Würfe erlaubt sind (Ttanjuk-Gyeorugi). Schließlich die Königsdisziplin: Wettkampf nach richtigen Regeln.

Gruppenfoto Taekkyon Seminar Wolfenbüttel 2013

Gruppenfoto Taekkyon Seminar Wolfenbüttel 2013

Dabei kam es auch zu Paarungen zwischen den koreanischen Meistern und den deutschen Teilnehmern. Es war äußerst beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit die Koreaner es schafften, uns auf die Matte zu schicken oder Kopftreffer (die im Taekkyon immer nur leicht sind) zu machen. Elegant und wie ein Schmetterling nutzten sie die Kraft des Gegners aus.

Ebenso beeindruckend war es zu erfahren, dass gute Taekkyon-Kämpfer bis zu eine Stunde am Stück Pumbalkki üben.

Samstag Abend wurde in dem kleinen Ort Roklum in der Nähe von Wolfenbüttel gegrillt. Sternklarer Himmel, ein paar Ponys und gute Landluft sorgten für einen harmonischen Abend und schöne Gespräche mit unseren asiatischen sowie französischen Freunden.

Sonntag Nachmittag war es dann leider vorbei. Mit Freude vernahmen wir, dass es unseren Gästen gefallen hat und sie auch gerne wieder kommen möchten. Wir hoffen also auf nächstes Jahr. Oder – noch besser – wir überreden sie, in Deutschland eine Taekkyon-Schule zu eröffnen.

Videos vom Seminar bei Youtube

Video: Demonstration der Meister

Video: Übungskampf

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Meister Jang Kal

In der Wikipedia gibt es einen neuen, durch Quellen gut belegten Artikel über den Taekkyon-Meister Jang Kal. Dieser wurde um 1875 geboren und galt zu seiner Zeit als einer der besten Kampfkünstler in Seoul. Hier geht es zum Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Jang_Kal

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1. deutsche Dan-Prüfung

Heute in einer Woche (9.6.) findet in Hamburg die erste Taekkyon-Dan-Prüfung in Deutschland statt. Ausrichter ist der Jung-Do Hamburg e.V.

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Großes Taekkyon-Seminar mit 3 koreanischen Meistern

6. und 7. Juli in Wolfenbüttel (80 km von Hannover)

30 € Erwachsene, 15 € Kinder und Jugendliche
Anmeldung bei maik@taekkyon.de

Die Referenten gehören zu den derzeit erfolgreichsten Taekkyon-Kämpfern Koreas. Sie gehören nicht nur dem koreanischen Nationaldemoteam an, sondern haben auch diverse koreanische Meisterschaften gewonnen. Alle sind bzw. waren Studenten der bekannten Kampfkunst-Universität von Yongin.

Die komplette Ausschreibung ist hier zu finden:
http://taekkyon.de/Direktdownload/Taekkyon-Seminar_Wolfenbuettel_2013.pdf

 

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Die häufigsten Tritte im Wettkampf

Die Tritte kann man vereinfacht in tief und hoch unterteilen, wobei der Übergang fließend ist. Man darf nämlich außer zu den Genitalien auf alle Körperteile treten. Je nach dem, wohin man tritt, heißt der gleiche Tritt manchmal anders, obwohl es grundsätzlich die gleiche Bewegung ist.

Z.B. ist ein Tritt auf den Fußspann “Gakgeum Dari” (“das Bein hobeln”), während der gleiche Tritt in die Kniekehle “Ogeum Balkki” (“Kniekehlenstampfer”) heißt.

Hier einige der wichtigsten Tiefen Tritte, die wir “Ttanjuk-su” (“Bein-Fuß-techniken”) nennen:

  1. Hoemok Chigi = Fußfeger mit der Sohle zum unteren Bein/Fuß
  2. Batjang Chigi = Fußfeger mit dem Spann von innen nach außen (“verdreht”) zum unteren Bein/Fuß
  3. Heobeok Chigi = Drucktritt zum Oberschenkel
  4. Anjjang Geori = Fußfeger als Sichel, meist rückwärts oder diagonal rückwärts

Dann gibt es noch die Chagi, also hohe Tritte:

  1. Gyeot Chigi / Jjae Chagi = in etwa Biteuro Chagi. Sehr wichtig in allen TK Stilen. Nur zum Kopf.
  2. Nae Jireugi = Drucktritt, in etwa Miro Chagi. Zum Kopf oder zum Oberkörper.
  3. Dureum Chigi = in etwa Dollyeo Chagi. Nur zum Kopf.
  4. Garo Jireugi = in etwa Yop Chagi, aber sehr gedrückt/geschoben. Zum Kopf oder zum Oberkörper.
  5. Bal Ttagwi (“Fuß-Ohrfeige”) = Bandal An Chagi zum Kopf.

Es gibt natürlich noch mehr, außerdem auch noch Würfe wie Außensichel / Haken.

Eine Liste mit (fast) allen Techniken (aller Stile) gibt es übrigens hier:
Deutscher Taekkyon Zirkel [deutsch/tn_techniken]

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Neue Webseite online

Das Taekkyon Zentrum Hamburg (früher “Taekkyon Zirkel Hamburg”) hat eine neue Webseite! Ich finde das Design wunderbar. Individuell, passend, liebevoll :)

Vielen Dank an die Designer und Webentwickler Jaqueline Patzek und Wasilij Gubenko, die eine Menge ihrer Freizeit investiert haben!

Man klicke hier und staune :)

http://hamburg.taekkyon.de/

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Taekwondo und Taekkyon

Da immer wieder die gleichen Fragen zum Verhältnis von Tae Kwon Do (TKD) und Taekkyon auftauchen, fasse ich hier mal einige FAQ zusammen

 

Frage: Hat modernes Tae Kwon Do-Training (in Deutschland) Einflüsse aus dem Taekkyon (zum Beispiel in den Formen)?

Antwort: Das kann man kurz und knapp mit “Nein” beantworten. Taekkyon hat zwar indirekt ein wenig auf das Tae Kwon Do (egal welche Stilrichtung) abgefärbt, aber die beiden Kampfarten sind immer noch sehr unterschiedlich. Besonders die Formen könnten unterschiedlicher nicht sein. Im Taekkyon kommen in allen Formen viele verschieden Tritte von den Knöcheln bis zur Kopfhöhe vor, während es im Vergleich zum TKD nur relativ wenige Handtechniken gibt. Die TKD-Formen (Hyeong, Teul und Pumsae) bestehen hingegen zum größten Teil aus Handtechniken, während nur relativ selten und relativ wenige verschiedene Tritte vorkommen.

Frage: Wo liegen die technischen Unterschiede zwischen Taekkyon und Taekwondo?

Antwort: Die beiden Stile unterscheiden sich schon auf den ersten Blick recht stark, da die Bewegungslehre jeweils vollkommen anders ist. In der Selbstverteidigung verschwinden die Unterschiede zwischen allen Kampfarten natürlich grundsätzlich immer. Die folgenden Punbkte beziehen sich also hauptsächlich auf den Bereich der Grundtechnik.

  • Im Taekkyon benutzt man einen rhythmischen Grundschritt (Pum-Balkki), der ein Dreieck als Grundform hat. Diesen tänzerisch wirkenden Grundschritt gibt es im TKD grundsätzlich nicht.
  • Generell gesprochen ist Taekkyon fließend und Tae Kwon Do zackig. Taekkyon ist eine zivile Kampfkunst, Tae Kwon Do kommt dagegen aus dem Militär und diese Wurzeln sind auch dann noch erkennbar, wenn es im zivilen Bereich geübt wird. Z.B. werden Kommandos im Tae Kwon Do militärisch “streng” gegeben, in manchen Vereinen darf man während des Trainings nicht lachen und man verbeugt sich wie im koreanischen Militär. Im ITF-Stil schreitet man sogar im soldatischen Stechschritt in eine Wettkampfhalle ein. Generell herrscht in vielen TKD Vereinen eine militärisch anmutende Disziplin, während es im Taekkyon lockerer zugeht (“sportliche Disziplin”).
  • Im Taekkyon wippt man auf eine charakteristische Art in den Knien (Gumsil). Diese Bewegung gibt es im Tae Kwon Do nicht. In den Formen des ITF-Taekwon-Do gibt es allerdings seit den 1980er Jahren eine Bewegung, die entfernt vergleichbar ist (“Sinuswelle”).
  • Im Taekkyon gibt es viele tiefe Tritte und Feger, die auf die Beine zielen (Ttanjuk-su). Diese Tritte lernt man immer als erstes, direkt nach dem Grundschritt, sie sind von elementarer Bedeutung für das Taekkyon. Im Tae Kwon Do gibt es sie zwar grundsätzlich auch, sie stehen aber nicht derart im Vordergrund wie im Taekkyon und werden in manchen Vereinen gar nicht trainiert (das gilt für Korea und Deutschland gleichermaßen). Einige der tiefen Techniken werden in keinem TKD-Stil geübt, da sie sich aus dem traditionellen Taekkyon-Wettkampf entwickelt haben. Beispiele hierfür sind Batjang Chigi und Gakkeum Dari. Diese Techniken kommen sogar vermutlich in keiner anderen Kampfkunst vor, ich habe sie jedenfalls bisher nur im Taekkyon gesehen. In allen TKD-Stilen spielen tiefe Fußtechnik in der Grundtechnik, im Wettkampf und in den Formen nur eine untergeordnete Rolle. In den Pumsae (Formen) kommen sie bis auf eine Ausnahme in der Form Goryeo (Koryo) gar nicht vor (hier gibt es einen Arae Yop Chagi). Einige wenige Vereine in Deutschland üben den sogenannten Chokki-Taeryon. In diesen Schulen wird mehr Wert auf tiefe Tritte gelegt.
  • Im Taekkyon gibt es viele Würfe, die jeder Taekkyonin recht früh lernt. Sie stehen genauso im Vordergrund wie die tiefen Tritte und Feger. Im Tae Kwon Do spielen Würfe eine geringere Rolle, manche Taekwondoin lernen gar nichts in der Richtung.
  • Die Taekkyon-Handtechniken (Son Jil) sind i.d.R. rund und fließend, während die TKD-Handtechniken gerade und klar voneinander abgegrenzt sind.

Die große Gemeinsamkeit der beiden Kampfarten ist, dass sie beide sehr trittlastig sind. Allerdings ist die Art und Weise, wie getreten wird, wiederum unterschiedlich. Im Tae Kwon Do wird wesentlich mehr aus dem Knie heraus “geschnappt”.

Frage: Kennt man als Taekwondo-Praktizierender (Taekwondoin) überhaupt etwas vom Taekkyon? Wie sieht es in Korea aus?

Antwort: Als Taekwondoin lernt man kein Taekkyon, da die beiden Kampfarten nur sehr wenige Gemeinsamkeiten haben. Taekkyon basiert auf dem tänzerischen Grundschritt Pum-Balkki (und zwar immer, sonst ist es kein Taekkyon), den es im TKD nicht gibt.

Die Bewegungslehren, Grundlagen und Prinzipien der beiden Kampfarten sind vollkommen unterschiedlich. Das gilt auch für Korea, allerdings gibt es dort viele Meister, die im Laufe ihrer (beruflichen) Karriere mehrere Kampfarten praktizieren. Da es in Korea wesentlich mehr Taekkyon-Schulen als in Deutschland gibt und wesentlich mehr Werbung gemacht wird, weiß die Allgemeinheit dort heutzutage recht gut über Taekkyon bescheid. Als ich im Wintersemester 2001/2002 in Korea war, traf ich allerdings noch auf viele Koreaner, die dachten, dass Taekkyon das gleiche wie Taekwondo sei. Noch heute behauptet die WTF und das Kukkiwon auf ihrer Webseite, dass Taekkyon der direkte und einzige Vorfahre des Taekwondo sei:

The martial art Taekkyondo (Taekwondo) had been secretly handed down only by the masters of the art until the liberation of the country in 1945. [...] [Song Dok-ki], the afore-mentioned master of Taekkyondo, presented a demonstration of the martial art before the first Republic of Korea President Syngman Rhee on the occasion of the latter’s birthday anniversary, thus clearly distinguishing Taekwondo from the Japanese karate which had been introduced by the Japanese rulers.

Das Kukkiwon hängt an Taekkyon einfach die Silbe -do an und setzt dann Taekwondo dahinter in Klammern, um eine Ähnlichkeit zu suggerieren und benutzt Taekkyon dann synonym zu Taekwondo. Was will man dazu noch sagen?

Song Dokki (andere Schreibweise: Song Duk-ki) hatte nichts, aber auch einfach gar nichts mit Tae Kwon Do zu tun. Das gleiche gilt auch für seinen Lehrer Im-Ho und alle anderen seiner Trainingskameraden. Er hat dem Präsidenten an dessen Geburtstag am 26. März 1958 zwar tatsächlich eine Demonstration gegeben – aber das war Taekkyon.

Frage: Macht es überhaupt Sinn, ohne Taekwondo-Erfahrung mit dem Taekkyon zu beginnen?

Antwort: Da Taekkyon nicht auf dem TKD basiert und TKD auch nicht auf dem Taekkyon, kann man ohne Vorerfahrung in beide Kampfarten einsteigen. Im Taekkyon wird man als Grundlage Techniken und Schritte lernen, die im TKD völlig unbekannt sind. Natürlich hat man es später leichter, wenn man bereits einige Kampftechniken beherrscht. Das gilt aber für alle Kampfsportarten: Wer zum Beispiel vom Karate ins Kickboxen wechselt, wird dort auch von seiner Karate-Erfahrung profitieren.

Wer bereits TKD kann, wird bei den hohen Tritten im Taekkyon in der Regel schneller voran kommen – aber auch hier gibt es Ausnahmen. Ich hatte schon ehemalige Taekwondoin als Schüler, die sich mit den Taekkyon-Tritten und -Schritten sehr schwer taten. Andererseits gibt es auch Nicht-Taekwondoin, die Taekkyon sehr schnell erlernen.

Auf die Lerngeschwindigkeit kommt es aber auch gar nicht an, denn Taekkyon ist eine lebenslange Aufgabe. Es zählt nicht der Vergleich mit anderen (wenngleich der Wettkampf im Taekkyon traditionell eine große Rolle spielt), sondern die innere Zufriedenheit.

Zur Geschichte des Tae Kwon Do und warum der olympische Taekwondo Weltverband WTF (bzw. das Kukkiwon) diese immer noch fälscht, sind folgende Texte zu empfehlen (chronologisch geordnet)

Auch interessant in diesem Zusammenhang:

– Autor dieses Artikels: Hendrik Rubbeling (erste Version: 27.12.2012, überarbeitet 27.04.2013)

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