Es war ein ganz besonderes Seminar. Am 27. Juni 2012 gab Großmeister Lee Yongbok (9. Dan Taekkyon. 9. Dan Tae Kwon Do, geboren 1948) zum ersten Mal überhaupt ein Seminar außerhalb Koreas. Danach ging es nach Versailles (Frankreich) zum ersten Taekkyon-Turnier der Geschichte auf nicht-koreanischem Boden. Es war also wieder ein historisches Jahr, das kann man jetzt schon sagen.
Hier einige Stimmen der Teilnehmer:
Maik Löhr:
“Ich war überwältigt. Noch tagelang musste ich an die Worte von Großmeister Lee denken. In 28 Jahren mit Taekwondo und Hapkido habe ich schon viele Seminare erlebt, aber nie habe ich in nur drei Stunden so viel mitgenommen wie diesmal. Ich fühle mich geradezu erleuchtet.”
Jens Burk-Saß:
“Mir hat das Seminar sehr gut gefallen. Vor allem fand ich gut, dass viel erklärt wurde und die Techniken detailliert und mehrfach gezeigt wurden. Dadurch wurde auch der Unterschied zu anderen Kampfkünsten sehr deutlich.”
Maximilian v. Gerdtell:
“Das Seminar bei Meister Lee Yongbok hat mich beeindruckt, ich wollte dieses koreanische Flair erleben, und genau das kam auch rüber. Ich hatte ursprünglich bei Meister Suh und Meister Gu an der Uni Taekwondo gelernt, und schätze diese Art des konfuzianisch angehauchten Trainings, bei dem der Meister das absolute Sagen hat. Für mich gehört das bei dieser Kampfkunst dazu, ebenso wie die koreanische Sprache, obwohl ich leider kaum die Zeit habe, diese zu lernen.
Beeindruckend fand ich bei dem Seminar auch die beiden anderen koreanischen Meister (Moon Youngcheol und Kim Soonee), insbesondere die Formen, sowie die Kombination mit dem gesungenen Lied. Da kam die ganze koreanische Tradition rüber, etwas was es beim Muay Thai, oder beim Sumo noch gibt, aber beim Taekwondo leider kaum und immer weniger vorkommt.”
Martin Sontheim:
“Mit den folgenden Worten möchte ich kurz die Erlebnisse des ersten europäischen Seminars mit Meister Lee Yong Bok beschreiben. Das Fazit vorweg: Es war voll cool, mir hat es sehr gefallen!
Es gab eine Einsicht in die Koreanische Kultur, wie auch ins Taekkyon, was direkt zusammenhängt. Wir hatten ein Treffen der Kulturen und Meister Lee Yong-Bok kam sozusagen als koreanischer Botschafter (auf Ebene des Volkes, nicht der Politik). Er hat über die wichtigsten und grundlegenden Dinge gesprochen: Taekkyon im kulturellen Kontext, mit Hinweisen auf Geschichte, Volkstanz, der Hintergrund, dass es nicht ums brutale Kämpfen geht (denn dafür würde man Waffen nutzen), sondern um eine ehrenhafte Art des sich Messens, sowie die Abgrenzung zu den anderen Kampfsportarten/Kampfkünsten. Hier und auch durch Meister Lee’s Überblick über die Techniken, habe ich den Eindruck gewonnen, dass Taekkyon auch eine Kampfkunst ist, nicht ausschließlich Sport.
Grundlegende Technik ist Pumbalkki! Das ist sehr schön rüber gekommen. Gumshil im Wechsel mit Neungcheong (“strecken”). Dieser Wechsel erlaubt die Wertung des Anderen (Partner) und gemeinsames Wachsen/Besserwerden durch Üben, und zwar verletzungsfrei. So erlaubt die korrekte Ausübung des Taekkyon auch einen guten, fairen Wettkampf. Durch die Erklärungen Meister Lee´s ist das Verfahren beim Taekkyon klar geworden: Man führt im Wechsel eine Rückzugaktion und Angriffsaktion aus (wobei der Rückzug bereits die Vorbereitung für den Angriff ist). Wenn man viel geübt hat, wird es möglich sein, ohne zu denken, also spontan, gute Aktionen zu bringen. Das ist ein wenig wie Impro-Theater. Das ist Kunst! Expression von etwas, das einem innewohnt.
Im letzten Drittel des Seminars gab es eine Präsentation über weitere Inhalte des Taekkyon: Einige Formen inkl. der “Bonttae” und der Atemform “Yeondan 18 Su” sowie ein altes Gedicht, welches mit demselben Atemrythmus gesungen wird, der auch in der Atemform anzuwenden ist. Mir ist da nochmal klar geworden, dass wir es beim Taekkyon mit Jahrhunderte alter Kultur zu tun haben. Kein Wunder, dass es kurz zuvor UNESCO-Weltkulturerbe geworden ist.
Insgesamt war dieses Seminar eine höchst wertvolle Erfahrung, ein ganz besonderer Tag für alle Beteiligten, denke ich. Ich hoffe, dass zukünftig öfter Seminare in Deutschland stattfinden werden.”
Zum Schluss das Gruppenfoto mit Taekkyon-Großmeister Lee Yongbok: